Zum Säntis! Unterwegs mit Franz Hohler

CH 2013, 98 min, D
Regie: Tobias Wyss
Darst.: Franz Hohler, Tobias Wyss

Wenn Franz Hohler bei schönem Wetter in Zürich Oerlikon aus seinem Wohnzimmerfenster schaut, sieht er in der Ferne einen markanten Berg: den Säntis. Noch nie war er dort. Im September 2012, wenige Monate vor seinem 70. Geburtstag, ist es so weit. Der Filmregisseur Tobias Wyss, mit Franz Hohler seit dreissig Jahren befreundet und selber ein Jahr älter als dieser, lädt Hohler zu einer filmischen Reise auf den Ostschweizer Hausberg ein. In einer mehrtägigen Wanderung streifen die zwei Männer durch die von Wetterkapriolen geprägte Spätsommerlandschaft. Unterwegs hat Tobias Wyss für seinen Freund eine ganze Reihe überraschender Begegnungen mit Menschen aus Hohlers privatem und beruflichem Leben arrangiert. Sie bieten willkommenen Anlass, Geschichten, Texte, Lieder und Auftritte aus dem fast fünf Jahrzehnte umfassenden, überreichen Schaffen des «literarischen Allgemeinpraktikers» – wie Hohler sich gerne nennt – in eine Wanderung einzufügen, an dessen Ende der Filmemacher erschöpft die Seilbahn zum Gipfel nimmt, derweil ein erstaunlich sportlicher Franz Hohler den Säntis zu Fuss meistert. Entstanden ist so das Porträt eines politisch engagierten und populären Schriftstellers, der der Schweiz zwar gerne ins Gewissen redet, dabei aber weit weniger moralinsauer ist als so mancher seiner jungen Kollegen, und dessen Texte und Lieder – wie etwa « Ds Totemügerli», «Es si alli so nätt» oder das «Restrisiko» längst zum Volkskulturgut geworden sind. Der Regisseur Tobias Wyss, der sich für seine Filme viel Zeit lässt und der im Kinok zuletzt im vergangenen September mit seinem 1999 entstandenen, grossartigen Porträt «Der Meienberg» – in dem Franz Hohler ebenfalls einen kurzen Auftritt hat – präsent war, erweist sich hier erneut als einer der sensibelsten und originellsten Dokumentarfilmer der Schweiz.

 

Der Regisseur Tobias Wyss ist an der letzten Vorstellung, Donnerstag, 27. März, im Kinok zu Gast.