Tableau noir

CH/D 2013, 98 min, F/d
Regie: Yves Yersin
Mitw.: Gilbert Hirschi, Debora Ferrari, Alice Perret, Aloïs Ducommin, Chloé Christen, David Da Souza Santos, Noémie Page, Myriam Jacot u.a.

In den Höhen des Neuenburger Jura, an den Grenzen des Val de Ruz, befindet sich die interkommunale Schule des Weilers Derrière-Pertuis. 2005 war der damals 63-jährige Yves Yersin – seit seinem Grosserfolg «Les petites fugues» (1979) hat er keinen langen Kinofilm mehr realisiert – auf diese aussergewöhnliche Schule mit ihrem engagierten, älteren Lehrer Gilbert Hirschi gestossen. In der Folge drehte Yersin 13 Monate lang mit zwei Kameras vor Ort. Der Rücktritt des Lehrers hatte zunächst zwar im Raum gestanden; nicht wissen konnte der Filmemacher aber damals, dass die Schule nach einer Abstimmung im Tal geschlossen würde. Sie wurde daraufhin eine Zeit lang «wild» weitergeführt. Yersin drehte auch dies. So holte die Realität die Filmarbeit ein und drohte sie vom Kurs abzubringen. 2007 wurde die Schule geschlossen, und Yves Yersin stand da mit 1200 Stunden gefilmtem Material. Doch er gab nicht auf und schuf schliesslich in jahrelanger Montagearbeit etwas wie eine schweizerische Antwort auf Nicolas Philiberts legendären Film «Être et avoir». Bei seiner Premiere 2013 im Wettbewerb des Filmfestivals von Locarno rührte «Tableau noir» das Publikum zu Tränen. Der Film traf offensichtlich einen Nerv von Menschen, die verstanden, wie hier ein Lehrer nicht nur Wissen, sondern auch Werte vermittelt, die in einer Ellbogengesellschaft kaum gefragt sind: Solidarität, Sinn für die praktischen Dinge des Lebens und die Kraft der Natur, und die Erkenntnis, dass der Mensch ein soziales Wesen ist. «Das Prinzip des Films (…) ist eine poetisch akzentuierte Spiralbewegung zum Fühlen und Begreifen hinein in den überwältigenden, amorphen Stoff, aus dem die Wirklichkeit ist und von dessen Aneignung eine Ahnung vermittelt werden soll. Nein, dieser Lehrer führte kein Lernstudio, sondern ein Lebensstudio. Wie wir dazu angesichts der Anforderungen der heutigen Zeit stehen, steht als Frage im Raum, aber die Tränen der Kinder beim Abschied holen uns ein nach zwei Stunden.» Martin Walder, NZZ