Memory

US/MX 2023, 104 Min., DCP, E/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Michel Franco
Darst.: Jessica Chastain, Peter Sarsgaard, Merritt Wever, Brooke Timber, Elsie Fisher, Jessica Harper, Josh Charles, Karen Roach, Brian Kelly, Anthony Aikens u.a.

Die New Yorkerin Sylvia ist Sozialarbeiterin, Mutter einer Tochter im Teenageralter und seit dreizehn Jahren trockene Alkoholikerin. Immer noch geht sie regelmässig zu den Treffen der Anonymen Alkoholiker, denn sie weiss, wie heimtückisch ihre frühere Sucht sein kann. Als Sylvia bei einem Klassentreffen mit ihren ehemaligen Highschool-Kolleg:innen plötzlich einen seltsamen, wortkargen Mann vor sich sieht, bekommt sie es mit der Angst zu tun. Dies umso mehr, als der unheimliche, bärtige Typ ihr auf dem Heimweg nachstellt. Sie erreicht zwar unbeschadet ihre Wohnung in Brooklyn, doch am nächsten Morgen muss sie feststellen, dass der Mann noch immer vor ihrem Haus sitzt. Sylvia wird klar, dass er ein ernsthaftes psychisches Problem hat; es gelingt ihr, seinen Bruder zu erreichen, der ihr – dankbar für die Hilfe – erklärt, dass Saul an Demenz leidet. Bald darauf glaubt Sylvia in Saul denjenigen zu erkennen, mit dem sie ein traumatisches Erlebnis verbindet, das sie seinerzeit zur Alkoholikerin werden liess … Der mexikanische Regisseur Michel Franco, der 2020 mit seinem dystopischen Klassenkampfschocker «New Order» die Filmwelt elektrisierte und im Jahr darauf im Acapulco-Thriller «Sundown» Tim Roth und Charlotte Gainsbourg als verfeindetes Geschwisterpaar lustvoll aufeinander losliess, hat nun mit seinem achten Spielfilm ein leises Beziehungsdrama um zwei verwundete Seelen geschaffen, das – verglichen mit seinen früheren Werken – Hoffnung ausstrahlt. Jessica Chastain und Peter Sarsgaard spielen dieses verstörende Drama voller überraschender Wendungen gleichermassen zurückhaltend wie brennend intensiv und laufen dabei zu Höchstform auf. Für seine eindrückliche Darstellung erhielt Peter Sarsgaard 2023 am Filmfestival von Venedig, wo «Memory» seine Weltpremiere im Wettbewerb feierte, den Preis als bester Darsteller. «Eine herausragende Trauma-Studie», lobt Janick Nolting auf Filmstarts, während Peter Debruge in Variety ausführt: «‹Memory› ist einer dieser Filme, der zur Debatte einlädt, statt uns eine bestimmte Interpretation aufzuzwingen. Und es ist auch ein Werk, das nachklingt, sich verschiebt und seine Bedeutung erweitert, auch dann noch, wenn die Details bereits zu verschwimmen beginnen.»