Von Cowboys und geschundenen Seelen: Die Kurzfilme von Aki Kaurismäki
Mit seinen Kurzfilmen einmal quer durch das Gesamtwerk des Finnen: Wie in den Langfilmen liebt Aki Kaurismäki auch in der Kurzversion seine Figuren viel zu sehr, als dass er sie ihrem tragischen Schicksal überlassen könnte. Schon in den ersten Fingerübungen – Musikvideos für die Sleeply Sleepers und die vorerst fiktive, später auf Tournee gehende Komödien-Band Leningrad Cowboys – finden sich vom Himmel gefallene glückliche Wendungen. Etwa im Happy End von «Thru the Wire» (1987), wo unverhofft ein blonder Engel in einem weissen Chrysler den verfolgten Sträfling rettet; oder wenn der hünenhafte Boxer Igor in «Rocky VI» (1986) unvermittelt Gefühle zeigt – gespielt vom unvergesslichen Sakari Kuosman, der in «Shadows in Paradise», «Drifting Clouds» und «Juha» herzerweichende Rollen übernehmen wird. Zu entdecken ist in diesem Kaurismäki-Pocket-Guide auch Kati Outinen. Kaurismäki schickt sie in «Dogs Have No Hell» hoffnungsfroh und vereint mit dem aus dem Gefängnis entlassenen Geliebten ins ölreiche Sibirien. Die kurzen Filme sind «schnell hingeworfene Skizzen» (Peter von Bagh), die sich aber wie die langen durch Aberwitz, Lakonie und Figuren mit wahrhaften Gefühlen auszeichnen. Beat Schneider