Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer Eltern
Regie: Stina Werenfels
Darst.: Victoria Schulz, Jenny Schily, Lars Eidinger, Urs Jucker u.a.
Die 18-jährige, geistig behinderte Dora lebt mit ihren Eltern Kristin und Felix ein liebevoll betreutes und behütetes Leben. Weil Kristin nicht mehr mitansehen möchte, wie die vielen dämpfenden Psychopharmaka ihre Tochter im Alltag einschränken, setzt sie diese gegen den Rat des Arztes ab. Dora blüht daraufhin regelrecht auf, entdeckt ihre Sexualität und verliebt sich in Peter, einen jungen Mann, der zwar etwas seltsam, aber «normal» ist. Als Dora schwanger wird, nimmt ein Drama seinen Lauf, das noch dadurch verstärkt wird, dass Kristin zur gleichen Zeit mit Hilfe der Reproduktionsmedizin unbedingt noch einmal ein Kind möchte. Basierend auf dem 2003 am Theater Basel uraufgeführten gleichnamigen Erfolgsstück von Lukas Bärfuss, hat Stina Werenfels – die seit ihrem Kinoerstling «Nachbeben» von 2006 keinen neuen Film mehr veröffentlichte – mit «Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer Eltern» ein thematisch explosives Stück Kino geschaffen, das visuell an die ausgefeilte Ästhetik ihres hochgelobten, ersten Langspielfilms anknüpft. Von dem hervorragenden Schauspielensemble ist vor allem die noch unbekannte 22-jährige Berlinerin Victoria Schulz zu erwähnen, die Dora mit Bravour verkörpert. Ihr stehen mit Lars Eidinger («Was bleibt») als Peter, Urs Jucker («Vitus») als Vater und Jenny Schily («Das merkwürdige Kätzchen») als Mutter erfahrene Schauspieler zur Seite. «In moralischer Hinsicht waren wir noch nie so frei wie heute. Frei von Autoritäten, wie sie Kirche und Staat einmal repräsentierten. Aber je länger ich mich mit ‹Dora› befasst habe, desto deutlicher zeigte sich mir das Gesicht der neuen moralischen Instanzen am Horizont: jene der Medizin und der Ökonomie. Hand in Hand sind sie gerade daran, gesellschaftliche Anweisungen für den neuen, ‹effizienten› Menschen zu geben.» Stina Werenfels
Die Vorstellung vom 26. Februar findet in Anwesenheit der Regisseurin Stina Werenfels statt. Das Gespräch führt die Filmjournalistin und Literaturwissenschaftlerin Bettina Spoerri.