At Home (Sto spiti)

GRC/D 2014, 103 min, DCP, O/d
Regie: Athanasios Karanikolas
Darst.: Zoi Asimaki, Nikos Georgakis, Ieronimus Kaletsanos, Maria Kallimani, Alexia Kalsiki, Nefeli Kouri, Romanna Lobats u.a.

Nadja lebt seit vielen Jahren als Haushälterin bei einem wohlhabenden Paar der griechischen Oberschicht und deren Tochter. Sie darf sich als Teil der Familie fühlen. Als man bei ihr eine schwere Krankheit diagnostiziert und der Hausherr im Zuge der Wirtschaftskrise in finanzielle Schwierigkeiten gerät, wird Nadja entlassen. Beide Erschütterungen lässt sie sich nicht anmerken. «At Home» ist ein lichter Film – die Misere ist den Bildern nicht anzusehen. Es ist Sommer, die Luft flirrt, das Meer glitzert. Von der hoch über der Ägäis gelegenen Villa aus ist der Blick atemberaubend. Allmählich erst werden die bestehenden Verhältnisse sichtbar. Doch die Klassenfrage ist für Nadja keine. Sie streitet nicht für ihr Recht. Stattdessen hält sie an ihren Gefühlen fest, besteht nicht auf dem Arbeitsverhältnis, sondern auf der emotionalen Bindung. Der realen Welt zugewandt und stilisiert zugleich, mit eleganten CinemaScope-Bildern und Rauminszenierungen erzählt der Film die Geschichte um seine leise Heldin in Zeiten sozialer Kälte im Stil eines zarten Melodrams. Keine Grossaufnahmen, keine grossen Gefühlsausbrüche – aber grosses Kino. Der Regisseur über seinen Film: «Das Grundproblem des Films entwickelte sich aus einem Streit über ethische Fragen. Die Geschichte ist erfunden und entsprang dem persönlichen Wunsch, eine inspirierende Filmfigur zu schaffen. Ich hatte einen schlichten Menschen im Sinn, der eine andere Sicht auf das Thema der sozialen Ungerechtigkeit ermöglichen sollte: einen Menschen, der in einer schmerzlichen, ungerechten Lage die Kraft findet, auf positive Weise darauf zu reagieren. Ich habe eine Figur entwickelt, die an selbstlose Liebe glaubt und sich bewusst dafür entscheidet, auf Rache zu verzichten, keinen Ausgleich einzufordern, sondern zu vergeben».