Les Pires
Regie: Lise Akoka, Romane Gueret
Darst.: Mallory Wanecque, Timéo Mahaut, Johan Heldenbergh, Loïc Pech, Mélina Vanderplancke, Esther Archambault, Matthias Jacquin, Angélique Gernez u.a.
Die Cité Picasso im nordfranzösischen Boulogne-sur-Mer soll Schauplatz des ersten Spielfilms des flämischen Regisseurs Gabriel werden. Der 54-Jährige will von Kindern und Jugendlichen aus schwierigen Lebensverhältnissen erzählen. Dafür sucht er rund um die Sozialwohnungen nach geeigneten Laienschauspieler:innen. Für die Hauptrollen entscheidet er sich für vier Teenager:innen, die dort mit zu «den Schlimmsten» gezählt werden: Lily, Maylis und Jessy sind um die sechzehn, Ryan ist elf. Als die Dreharbeiten beginnen, vermischen sich für die vier Darsteller:innen die Grenzen zwischen Lebensrealität und Fiktion. Das wird zu einer Herausforderung sowohl für sie selbst als auch für Gabriel und sein Filmteam. Einerseits bemühen sie sich, den Jugendlichen die Film-Fiktion leicht zu machen, andererseits manipulieren sie ihre Akteur:innen, um die von ihnen angestrebte Authentizität zu erreichen. «Les Pires» ist der erste abendfüllende Spielfilm von Lise Akoka und Romane Gueret und wurde am Festival von Cannes mit dem Hauptpreis der Sektion Un Certain Regard ausgezeichnet. Die beiden Regisseurinnen erzählen von der Lust am Kino und dem tückischen Anspruch auf Wahrheit, inspiriert von ihren eigenen Erfahrungen als Casting-Direktorinnen und Coaches von Kinderdarsteller:innen. Ihre Reflexion über das sozialrealistische Filmemachen ist jedoch nicht bitter, sondern selbstkritisch und selbstironisch. Hubert Heyrendt schreibt in La Libre: «‹Les Pires› trifft den Nagel auf den Kopf, indem er die zwangsläufig ungleichen Beziehungen, die sich zwischen einem Filmemacher und seinen Laiendarsteller:innen entwickeln, in Szene setzt. Der Blick der beiden Regisseurinnen ist jedoch immer von einer tiefen Menschlichkeit geprägt. Das ist es, was ihnen ermöglicht, ein erschütterndes und lebensbejahendes Drama zu schreiben. (…) In Szenen, die mal lustig, mal ernst, aber immer strahlend wahr sind. Und das dank einer grossartigen Schauspieler:innenführung und einem tiefen Respekt vor der sozialen Realität des Nordens.» Und in L’Humanité heisst es über die jungen Laiendarsteller:innen, die Jugendliche spielen, die Laienschauspieler:innen werden: «Sie sind schön und rührend, diese Kinder, mit ihrem Funkeln in den Augen, ihrer Zerbrechlichkeit und ihren Talenten.»