Citizen Khodorkovsky
Regie: Eric Bergkraut
Mitw.: Michail Chodorkowski, Karinna Moskalenko u.a.
Michail Chodorkowski war einst mit seinem Ölkonzern Yukos einer der mächtigsten Unternehmer Russlands – bis er ab 2003 für seine offene Kritik an Putin bitter büssen musste. Wegen Steuerdelikten zu acht Jahren Straflager in Sibirien verurteilt, wurden ihm noch während seiner Haft im Februar 2009 in einem zweiten Prozess weitere sechs Jahre Gefängnis auferlegt. Kurz vor Weihnachten 2013 «begnadigte» Putin dann seinen prominentesten Widersacher von einem Tag auf den anderen, und Chodorkowski durfte nach Deutschland ausreisen. Die Geste des russischen Autokraten überraschte zwar weit herum, hatte aber ihre Logik – denn so kurz vor den olympischen Winterspielen von Sotschi im Februar 2014 wollte Putin der Welt sein freundliches Gesicht zeigen. Regisseur Eric Bergkraut («Service inbegriffe») hatte bereits die zwei Dokumentarfilme «Coca: Die Taube aus Tschetschenien» (2005) und «Letter to Anna» (2008) über Putins Russland realisiert, als er 2010 dank Vermittlung gemeinsamer Freunde brieflich Kontakt zu Russlands prominentestem Gefangenen aufnehmen konnte. Zusammen mit Karinna Moskalenko, Chodorkowskis Anwältin während dessen gesamter Haftzeit, konnte Bergkraut mehrmals bis vor die Tore der Haftanstalt reisen – wo er auch unter grossen persönlichen Risiken drehte. Nach Chodorkowskis Freilassung führte Bergkraut zahlreiche lange persönliche Gespräche mit dem Ex-Gefangenen in dessen temporärer Bleibe, einem luxuriösen Haus in Rapperswil. Dabei lernte er einen Mann näher kennen, der vom Exil aus unermüdlich für eine offene, pluralistische Gesellschaft in seinem Heimatland kämpft, als schillernde Persönlichkeit aber öfters auch unfassbar bleibt. Anders als «Der Fall Chodorkowski», der Dokumentarfilm des in Deutschland lebenden Russen Cyrill Tuschi, der 2011 in unseren Kinos lief und den Werdegang des ehemaligen Oligarchen zum Staatsfeind zeigte, geht Eric Bergkrauts Porträt tiefer, vermittelt die direkte Begegnung mit einen Mann, der ohne falsche Bescheidenheit von sich sagt: «Ich bin kein Zivilist – ich bin ein Kämpfer.»
Premiere in Anwesenheit des Regisseurs Eric Bergkraut.