Virgin Mountain

ISL 2015, 94 min, DCP, O/d
Regie: Dagur Kári
Darst.: Gunnar Jónsson, Ilmur Kristjánsdóttir, Sigurjón Kjartansson, Margrét Helga Jóhannsdóttir, Franziska Una Dagsdóttir, Arnar Jónsson, Thorir Sæmundsson u.a.

Fúsi ist schwer übergewichtig und lebt, obschon über vierzig, immer noch bei seiner Mutter; eine Freundin hatte er noch nie. Von bösen Zungen an seinem Arbeitsplatz auf einem isländischen Flughafen wird der sanfte Koloss deshalb «Virgin Mountain» genannt. Das Leben des gutmütigen Einzelgängers ist von Routine geprägt: Tagsüber arbeitet er als Gepäckfahrer am Flughafen, in seiner Freizeit stellt er am liebsten Schlachten des Zweiten Weltkrieges mit kleinen Panzermodellen und Figuren nach. Und wenn er gelegentlich zu seinem Lieblingsasiaten essen geht, bestellt er stets das gleiche Menu. Als Fúsi zum Geburtstag einen Tanzgutschein erhält, gerät sein Alltag aus dem Rhythmus. Unter Menschen zu sein, fällt ihm nicht leicht. Doch dann lernt er die Floristin Sjöfn kennen, zu der er sich hingezogen fühlt. Eine zarte Liebesbeziehung zwischen zwei Aussenseitern bahnt sich an – für Fúsi ein grosser Schritt. Der vierte Spielfilm des Isländers Dagur Kári – dessen Erstling «Noi albinoi» 2004 in unseren Kinos einen Achtungserfolg feierte – war vor Jahresfrist an der Berlinale der Publikumshit, im April gewann er am New Yorker Tribeca-Festival die wichtigsten Preise: bester Film, bestes Drehbuch, bester Darsteller. Gunnar Jónsson, befand die Jury, erinnere in seiner komödiantischen Traurigkeit an Charlie Chaplin und Buster Keaton. «Es ist grossartig, dem Komödianten Gunnar Jónsson in seiner ersten Hauptrolle in einem Kinofilm zuzusehen. Wie er seine Routine abspult. Morgens Müsli mit ‹Muu Milk›, mittags die Häme der Kollegen, nach dem Abendbrot die Schlacht von el-Alamein (…). Wie er zögert, sich aus diesem Leben, das nicht wirklich eines ist, hinauszuwagen. Wie er endlich über sich hinauswächst und seiner Mutter zum ersten Mal die Stirn bietet (…) – alles in Grossaufnahme. Das naiv Gutmütige. Das kindlich Erstaunte. Das Todesmutige.» Barbara Möller, Die Welt

 

Weitere Vorstellungen im März.