Le Havre

FIN/F/D 2011, 94 min, DCP, F/d
Regie: Aki Kaurismäki
Darst.: André Wilms, Kati Outinen, Jean-Pierre Darroussin, Blondin Miguel, Elina Salo, Evelyne Didi, Quoc Dung Nguyen, Jean-Pierre Léaud, Pierre Étaix u.a.

In seinem bislang letzten abendfüllenden Spielfilm erweist Aki Kaurismäki erneut dem französischen Kino die Reverenz. Schauplatz ist Le Havre in der Normandie, das durch Marcel Carnés «Le quai des brumes» in die Filmgeschichte eingegangen ist. Le Havre, das ist bei Kaurismäki aber nicht bloss eine konkrete Stadt – der Hafen spielt in seinem Werk als Ort der Passage und als Chiffre für die Möglichkeit des Aufbruchs eine zentrale symbolische Rolle. Wieder, wie in «La vie de bohème», ist Marcel Marx (André Wilms) eine der Hauptfiguren. Der Schriftsteller hat sich in den Norden ins Exil zurückgezogen und fristet in der Hafenstadt nun als Schuhputzer zusammen mit seiner Frau (Kati Outinen) ein einfaches, aber zufriedenes Leben. Als er in seiner Stammkneipe auf einen jungen Flüchtling aus Afrika trifft, unternimmt er alles, um diesem die Flucht nach London zu ermöglichen. Es hat fast schon den Charakter einer erbaulichen Parabel, wie Aki Kaurismäki hier von der exemplarischen Kraft solidarischen Handelns erzählt. Ein märchenhafter Film – Kaurismäki beschert seinen Protagonisten gleich mehrere Wunder –, der in diesen fremdenfeindlichen Zeiten umso heller stahlt. Thomas Allenbach