Stories We Tell
Regie: Sarah Polley
Mitw.: Michael Polley, Harry Gulkin, Susy Buchan, John Buchan, Mark Polley, Joanna Polley, Cathy Gulkin, Marie Murphy u.a.
Erst als Erwachsene und eher zufällig erfährt die 1979 in Toronto geborene Schauspielerin und Regisseurin Sarah Polley, dass ihr Vater Michael, der sie nach dem frühen Tod ihrer Mutter liebevoll alleine aufgezogen hat, nicht ihr Erzeuger ist. Dass das Nesthäkchen Sarah mit seinem rotblonden Haarschopf auffällig anders aussah als ihre vier Geschwister, darüber machte man am Familientisch schon lange Witze. Als aus Spekulation allmählich Gewissheit wird, beginnt im Hause Polley die reflektierte Aufarbeitung des spät gelüfteten Familiengeheimnisses. Mit detektivischem Spürsinn und entwaffnendem Schalk, die Kamera stets in der Hand, macht sich Sarah Polley auf die zunehmend komplexe Suche nach der Wahrheit und nach ihrem biologischen Vater. Dafür interviewt sie neben einer Reihe potenzieller Erzeuger, vor allem ihre Geschwister, die alle ihre eigene Version der Familiengeschichte präsentieren. Keck vermischt sie dieses dokumentarische Material mit alten Familien-Super-8-Aufnahmen und nachgedrehten Erinnerungsbildern und rekonstruiert so die aussergewöhnliche Biografie ihrer Mutter, die für ihre Zeit ungewohnte Wege ging. Entstanden ist ein faszinierendes Familienporträt, das mitreissend von Lebensträumen und Lebenslügen erzählt. Sebastian Moitzheim schreibt auf kino-zeit.de: «‹Stories We Tell› ist ein kleines Meisterwerk, ein gleichermassen persönlicher, intimer wie universeller Film. Ein Film, der mit beeindruckender Leichtfüssigkeit so gar nicht simple Fragen stellt: Warum erzählen wir Geschichten? Wie wahr kann eine nur auf unserer Erinnerung basierende Geschichte sein – verfälscht schon das blosse Erzählen die Wahrheit? Wer hat überhaupt das Recht, eine Geschichte zu erzählen? Dabei ist der Film nie anstrengend oder verkopft, sondern lustiger als jede Komödie, berührender als die meisten Dramen, spannender als so mancher Thriller. ‹Who fucking cares about our family?›, fragt Polleys Schwester an einer Stelle im Film. Am Ende von ‹Stories We Tell› wohl so gut wie jeder.»