Im inneren Kreis
Regie: Hannes Obens, Claudia Morar
Mitw.: Kay Nehm, Jan Reinecke, Christiane Schneider, Gerhart Baum, die Überwachten Leo, Andreas, Jens, Jasper, Steffi, Wibke u.a.
Was bedeutet die meist abstrakt scheinende Überwachung wirklich? Der allein durch Spenden finanzierte Dokumentarfilm «Im inneren Kreis» nähert sich dieser Frage auf persönliche und konkrete Art, am Beispiel von sogenannten verdeckten Ermittlern. Diese schleuste die Polizei in Hamburg und Heidelberg seit den 2000er-Jahren in linke Gruppierungen ein, um sie auszuspionieren. So horchte die Ermittlerin mit Decknamen «Iris Schneider» jahrelang die linke Szene um die «Rote Flora» im Hamburger Schanzenviertel aus, bevor sie 2014 medienwirksam enttarnt wurde. Auch im idyllischen Heidelberg immatrikulierte sich der Polizist «Simon B.» an der Universität, um linke Studierende auszuspähen, die nicht im Traum damit gerechnet hatten, ins Fadenkreuz staatlicher Überwachung zu geraten. Die Filmemacher Hannes Obens und Claudia Morar beziehen zwar Partei für die betroffenen Linken, lassen aber auch den damals amtierenden Generalbundesanwalt Kay Nehm sowie Jan Reinecke vom Bund der Kriminalbeamten zu Wort kommen. Obens und Morar stellen die Folgen dieser Überwachung für den Einzelnen und die Gesellschaft ins Zentrum. Politische und ethische Grundsatzfragen zum Verhältnis von Freiheit und Sicherheit werden anhand der individuellen Erfahrungen gestellt. So schildern die Überwachten, wie sie mit ihren vermeintlichen Freunden Geburtstage feierten und welche Wunden die Täuschungen bei ihnen hinterlassen haben. Noch Jahre nach den Ereignissen wirkt die Dozentin Wibke, die eine Liebesbeziehung mit «Iris» hatte, tief betroffen: «Was für mich immer wieder erschreckend ist, ist die persönliche Dimension», sagt sie im Film. «Die Grenzen, die Iris überschritten hat, um an politische Ergebnisse heranzukommen. Dass sie nicht zurückgeschreckt ist vor innigen intimen Bindungen. Es ist schwierig, das so wegzustecken, weil man einfach nicht weiss, wer sie war.»