Openair in der Lokremise: Ménage-à-trois

Beyto

CH 2020, 98 Min., DCP, O/d-f, ab 10 Jahren
Regie: Gitta Gsell
Darst.: Burak Ates, Dimitri Stapfer, Ecem Aydin, Beren Tuna, Serkan Tastemur, Zeki Bulgurcu, Müjdat Albak, Délia Antonio, Danijela Milijic, Zeynep Sanli u.a.

Der schöne junge Türke Beyto ist Sohn konservativer muslimischer Eltern, die in einem Berner Aussenquartier einen Kebab-Laden betreiben. Zusammen mit einem Cousin hilft Beyto dort regelmässig aus, doch seine Leidenschaft gilt dem Wettkampfschwimmen. Er ist der aufsteigende Star im Schwimmclub; sein Trainer, der charismatische Mike, setzt grosse Hoffnungen in seinen Schützling, für den er bereits eine Karriere im Profisport sieht. Bald merkt Beyto, dass er für Mike Gefühle hegt, die nicht nur sportlicher Natur sind. Der offen schwul lebende Mike erwidert diese Gefühle, und eigentlich könnte jetzt eine glückliche Liebe ihren Anfang nehmen. Doch als Beytos Eltern Wind von den Neigungen ihres Sohnes bekommen, bereiten sie heimlich eine Hochzeit mit Beytos Kindheitsfreundin Seher vor, die in dem kleinen anatolischen Dorf lebt, aus dem die Familie einst in die Schweiz emigrierte. Als die Frischvermählten in die Schweiz zurückkehren, findet sich Beyto in einer unerträglichen Dreiecksbeziehung wieder. Was eine düstere Tragödie über die erzwungene Ehe eines zwischen zwei nicht kompatiblen Kulturen zerrissenen jungen Migranten hätte werden können, gerät unter der Regie von Gitta Gsell zu einer erstaunlich leichtfüssigen Culture-Clash-Beziehungsgeschichte. Die 1953 geborene Regisseurin, die für «Beyto» 2022 an den Solothurner Filmtagen mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde, erweist sich als souveräne Cineastin. Ihre Adaption von Yusuf Yesilöz’ Roman «Hochzeitsflug» weicht Stereotypen und Zuschreibungen über «das Fremde» elegant aus und überzeugt als Plädoyer für Offenheit und Toleranz. Adèle Morerod schreibt in Ciné-Feuilles: «Nach der Türkei, nach der erzwungenen Rückkehr, braucht es vielleicht ein drittes Land, um erneut ein Leben aufzubauen. (…) Das Wasser dient als Metapher für diesen Ort, an dem man sich wieder so bewegen und geben kann, wie man sein möchte, und bildet die Kulisse für die schönste Szene des Films. Gitta Gsell war klug genug, ihr Werk nicht als Drama ohne Ausweg enden zu lassen, sondern vertraut auf die Jugend und Freiheit ihrer drei Hauptdarsteller, die mit ihrer einfühlsamen Interpretation dieser Geschichte Körper und Herz verleihen.»

 

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