Non ho l’età
Regie: Olmo Cerri
Mitw.: Carmela Schipani, Gabriella Brasson, Maria Brasson, Lorella Previero, Don Gregorio Montillo, Pantaleone Macrina, Walter Cavazzoni, Elisabeth Dutoit, u.a.
Mit dem Superhit «Non ho l’età (per amarti)» – «Ich bin noch nicht alt genug, dich zu lieben» – gewann 1964 die damals 16-jährige Gigliola Cinquetti den Wettbewerb des Festivals di Sanremo. Kurz darauf triumphierte das aus Verona gebürtige Mädchen mit dem sentimentalen Schlager auch beim Eurovision Song Contest und avancierte in Italien zur Heldin gleich mehrerer Generationen. Für ihre Altersgenossinnen und -genossen war Cinquetti ein Teenie-Idol, für die Elterngeneration der Inbegriff des braven Mädchens und für nicht wenige alleinstehende Männer sublimiertes Objekt erotischer Sehnsüchte. Und für alle, die sich in den Jahren der Hochkonjunktur aus dem vergleichsweise armen Italien Richtung Norden aufmachten oder bereits dorthin emigriert waren, wurde das Lied zum Symbol für die Sehnsucht nach der Heimat. Zu denen, die das damals so empfanden, gehören auch Carmela, Gabriella und Lorella, heute alle zwischen 60 und 75 Jahre alt und Teil der zweiten grossen italienischen Einwanderungswelle in die Schweiz. Der Regisseur Olmo Cerri hat zusammen mit der Autorin Simona Casonato – beide selbst Kinder italienischer Immigranten – diese drei sympathischen Italo-Schweizer eingehend über ihre Jugenderinnerungen befragt und so ein plastisches Bild geschaffen über ein kaltes Land, das diese Menschen damals alles andere als mit offenen Armen empfing. Diese Erfahrungsberichte verknüpft der vielschichtige Dokumentarfilm mit der stupenden Präsenz von Don Gregorio. Auch er war damals ein Auswanderer, aber als sozial engagierter italienischer Priester in einer Gemeinde am Zürichsee ein «Sonderfall». Der Regisseur begleitet die vier Protagonisten auf Reisen in ihre alte Heimat und schafft mit der Auswertung von Fanpost, die Gigliola Cinquetti damals von Zehntausenden von Verehrerinnen und Verehrern erhielt, eine so anrührende wie liebevolle Erinnerung an schwierige Zeiten, in der Freundschaften entstanden, die bis in die Gegenwart andauern.
Die Premiere am 3. Dezember findet in Anwesenheit des Regisseurs Olmo Cerri und der Protagonisten Carmela Schipani und Pantaleone Macrina statt. Das Gespräch führt Marina Widmer, Leiterin Ostschweizer Archiv für Frauen-, Geschlechter- und Sozialgeschichte und Kuratorin der Ausstellung Ricordi e stima.