Premierenfilm

Härte

D 2015, 89 min, DCP, D
Regie: Rosa von Praunheim
Darst.: Andreas Marquardt, Marion Erdmann, Hanno Koffler, Luise Heyer, Katy Karrenbauer, Rüdiger Götze, Ilse Amberger-Bendin u.a.

Der heute 59-jährige Andreas Marquardt wurde als kleines Kind von seinem Vater im Berlin der 1960er-Jahre auf brutalste Weise misshandelt und gequält, während ihn seine Mutter über Jahre hinweg sexuell missbrauchte. Später wird er im Berlin der 1970er- und 1980er-Jahre zum brutalen Zuhälter und Schläger und landet 1994 für achteinhalb Jahre im Gefängnis. Dort beginnt er sich mit Hilfe eines Therapeuten zu läutern und schreibt seine Autobiografie, die Ende 2006 unter dem Titel «Härte: Mein Weg aus dem Teufelskreis der Gewalt» erscheint. Rosa von Praunhein hat im ungefähr 70. Werk seiner reichen Filmografie den unglaublichen Werdegang eines Reuigen in einer Mischung aus Spiel- und Dokumentarszenen zum Leben erweckt. In makellosem Schwarz-Weiss präsentieren sich die inszenierten Spielfilmsequenzen mit Hanno Koffler («Freier Fall»), der als junger Andreas Marquardt brilliert, während die farbigen Dokumentarfilmszenen einen abgeklärten und austherapierten Andreas Marquardt zusammen mit seiner Lebenspartnerin Marion Erdmann zeigen, die eine beeindruckende Stärke ausstrahlt. «Was ihn nicht umbrachte, machte ihn gemäss dem Nazispruch ‹härter›. Die Genialität des Films besteht aber darin, den sexuellen Doppelsinn dieser Härte herauszuschälen. Den psychologischen Zusammenhang zwischen dem mütterlichen Missbrauch und seiner Laufbahn als einem der brutalsten Zuhälter Berlins beleuchten von Praunheim und seine beiden Koautoren Nico Woche und Jürgen Lemke mit gelungenen Spielszenen. (…) Ein Kunstfilmer wollte von Praunheim eigentlich nie werden, doch seine stilisierte Darstellung einer Missbrauchskarriere kann sich mit Fassbinder messen. Ähnlich wie Dominik Grafs ‹Hotte im Paradies› fühlt ‹Härte› sich in das verletzte Innenleben eines Zuhälters ein, ohne dessen frauenverachtenden Gestus zu rechtfertigen. Ein kleiner, aber wuchtiger Film, dessen ‹Härte› im Gedächtnis bleibt.» Manfred Riepe, epd Film

 

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