Imagine Waking Up Tomorrow and All Music Has Disappeared

D/CH/GB 2015, 83 min, DCP, E/d-f
Regie: Stefan Schwietert
Mitw.: Bill Drummond u.a.

Wie kein anderer Schweizer Regisseur hat sich der 1961 geborene Stefan Schwietert seit 20 Jahren mit Musikfilmen und Musikerporträts («Balkan Melodie», «Heimatklänge») einen Namen gemacht als einer, der es versteht, Töne in Bilder überzuführen und der dabei immer wieder einen eigenen Zugang zu scheinbar vertrauten Klängen und Rhythmen findet. Das ist ihm auch in seinem neuen Film mit dem rekordverdächtig langen Titel gelungen. Schwietert heftet sich hier an die Fersen des britisch-australischen Punk- und Elektropop-Musikers Bill Drummond. In den 1980ern und frühen 1990ern gehörte Drummond zu Englands bestverdienenden Rockstars, vor allem mit seiner Band KLF, bevor er 1994 mit einer spektakulären Kunstaktion, bei der er öffentlich eine Million Pfund verbrannte, sich von der Musikszene weitgehend verabschiedete, um sich fortan diversen Kunstprojekten zuzuwenden. Von der Vorstellung ausgehend, alle Musik sei von unserem Planeten verschwunden, reist Drummond für sein neuestes, «The 17» benanntes Projekt durchs ländliche England und bittet Leute an unterschiedlichsten Orten, eine Melodie zu summen. Er nimmt diese auf und will sie später am Computer zu einem weltumspannenden Song verarbeiten. Am Filmfestival Visions du réel vom vergangenen April in Nyon, wo «Imagine …» vor einem begeistert mitsingenden Publikum seine Premiere feierte, überzeugte der Film auch die Jury, die ihm den Preis für den besten Schweizer Film gab. «Die Sinne schärfen, Auge und Ohr nach innen richten, um sich so der eigenen Wahrnehmung bewusst zu werden: Das ist Schwietert besonders schön gelungen, (…) indem er dieses Projekt der Pop-Legende Bill Drummond verfolgt (…). Was als spleeniger Gag beginnt, vertieft sich zu einer wundersamen Odyssee hin zur Kraft der Musik. Wie der Film auf eine kreative Frustration des Publikums mit anschliessender Befreiung interaktiv hinsteuert, ist ein Clou – eine vision du réel vom Feinsten.» Martin Walder, srf.ch