Ixcanul Volcano

GUA/F 2015, 91 min, DCP, O/d
Regie: Jayro Bustamante
Darst.: María Mercedes Coroy, María Telón, Manuel Antún, Justo Lorenzo, Marvin Coroy, Fernando Martínez u.a.

Eine Landarbeiterfamilie lebt in einer Bretterhütte am Vulkan Ixcanul in Guatemala. Die Familie gehört zur Ethnie der Mayas, die gegenüber der Minderheit der meist wohlhabenderen Spanischstämmigen in dem zentralamerikanischen Land benachteiligt ist. María, die Tochter der Familie, soll mit Ignacio, dem Sohn des Aufsehers der Kaffeeplantage, auf der hier alle arbeiten, verheiratet werden – Marías Familie erhofft sich durch die Heirat eine Verbesserung ihrer elenden Lebensbedingungen. Doch María hat sich schon in den Pflücker Pepe verliebt, der ihr verspricht, sie in die USA mitzunehmen, wohin er bald auswandern will. Doch kaum gibt María dem sexuellen Drängen Pepes nach, ist sie auch schon schwanger und Pepe Richtung Norden verschwunden. Der Erstling des Guatemalteken Jayro Bustamante zeigt eine noch kaum im Kino gesehene Kultur von innen und war ein Highlight der diesjährigen Berlinale, wo er den Silbernen Bären gewann. «In fantastisch kadrierten Landschaftstotalen und so intimen wie diskreten Grossaufnahmen entfaltet sich dieses Drama. (…) ‹Estados Unidos› heissen die USA hier, es ist das einzige spanische Wort, das die Quiché sprechenden Maya in den so souverän dramatisch gebändigten 90 Minuten verwenden. Und ihr einziges englisches Wort ist ‹English›. Wobei diese von den Weltsprachen isolierte Inselwelt, verstärkt noch durch den Analphabetismus, bald allen Protagonisten gefährlich wird. Quiché, in Guatemala bis heute kaum schriftlich fixiert, mag für Millionen Indios in Guatemala identitätsstiftende Heimat sein. Dort aber, wo staatliche Institutionen regieren (…), spricht man die Sprache nicht. Bei der Pressekonferenz spricht der Regisseur auf Spanisch, während seine Protagonistinnen eine Weile schweigen. Dann sagt María Telón, im Film die gutherzigste Maya-Mutter der Welt, ihre Festivaleinladungsfreude auf Spanisch. Auch Mariá Mercedes Coroy fügt fast Identisches hinzu, schickt ihren Sätzen aber ein paar Worte auf Quiché voraus. Wipfel und Wurzeln, Lust auf die andere Welt und gewachsenes, erwachsenes Selbstbewusstsein: Da geht’s lang.» Jan Schulz-Ojala, Der Tagesspiegel