Dheepan

F 2015, 109 min, DCP, O/d-f
Regie: Jacques Audiard
Darst.: Jesuthasan Antonythasan, Kalieaswari Srinivasan, Claudine Vinasithamby, Vincent Rottiers, Faouzi Bensaïdi, Marc Zinga, Bass Dhem u.a.

Der einstige Tamil Tiger Dheepan flieht 2009, am Ende des Krieges, per Boot aus Sri Lanka. Er lernt bei dieser Gelegenheit die junge Yalini und das Waisenmädchen Illayaal kennen. Dheepans Ziel ist Frankreich. Um überhaupt dorthin zu gelangen, weist er Yalini und Illayaal an, sich als seine Frau und Tochter auszugeben. Die «Fake-Family» funktioniert ganz gut. In Frankreich angekommen, erhält Dheepan nach einem Intermezzo als Strassenhändler einen Job als Hauswart in einem Wohnblock in der Banlieue. Dass hier keine heile Welt herrscht, ist von Beginn weg klar, und es zeigt sich, dass Gewalt und Willkür nicht nur im fernen Asien wüten, sondern auch mitten in Europa. Dheepan legt sich mit dem perfid-sanftmütigen Bandenchef Brahim an, dessen Drogengang hier das Sagen hat, und sieht sich gezwungen, «Ehefrau» und «Tochter» gegen das repressive Klima dieser trostlosen Umgebung zu verteidigen. Nach den Dramen «Un prophète» und «De rouille et d’os» hat Frankreichs Starregisseur Jacques Audiard sich der Folgen des Krieges in Sri Lanka angenommen. Jesuthasan Antonythasan, ein ehemaliger Kindersoldat der Tamil Tigers, verkörpert dabei die Hauptfigur mit solcher Intensität, dass «Dheepan» die diesjährige «Palme d’or» in Cannes erhielt. «Audiard erzählt, wie Dheepan langsam zu delirieren beginnt in dieser Miniaturversion des Kriegszustands (…). Und er erzählt noch mehr von der Liebe, die sich zwischen Dheepan und der Unbekannten entwickelt, die sich als seine Ehefrau ausgibt. Die Gewalt bahnt sich langsam an, und am Ende kommt es zu einem rauschhaften Showdown, in dem der Kämpfer wie ein Terminator die Erde brennen lässt, (…) eine extreme Szene in einem Film (…), der die kaum bekannte Realität tamilischer Immigranten als Ausgangspunkt nimmt, um daraus einen kraftvollen Thriller zu spinnen, in dem sich die Brutalität mit Traumbildern abwechselt. (…) Das ist nur konsequent im Werk eines Regisseurs, für den sich Gefühl und Genre nicht ausschliessen.» Pascal Blum, Tages-Anzeiger