
Dürrenmatt – Eine Liebesgeschichte
Regie: Sabine Gisiger
Mitw.: Friedrich Dürrenmatt, Lotti Dürrenmatt-Geissler, Peter Dürrenmatt, Ruth Dürrenmatt, Verena Dürrenmatt u.a.
Friedrich Dürrenmatt (1921–1990) ist zusammen mit Max Frisch der wohl bedeutendste Schweizer Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Die Dokumentarfilmerin Sabine Gisiger («Yalom’s Cure») ist dem Jahrhundertautor in familiärer Weise verbunden, hatten doch Gisigers Vater und Dürrenmatt in Bern gemeinsam das Gymnasium besucht und blieben von da an Freunde. So erlebte Sabine Gisiger in ihrer Kindheit und Jugend den dicken und mächtigen Mann regelmässig als Gast in ihrem Elternhaus. Damit war sie prädestiniert, den ersten umfassenden Dokumentarfilm über den Mann zu machen, der wie wenig andere Literaten das Genre der Tragikomödie in ungeahnte Höhen führte und dessen Denken bis heute kaum an Aktualität eingebüsst hat. Gisiger hatte für ihren Film Einblick in nationale und internationale Archive und gestaltete aus 80 Stunden Material einen an den diesjährigen Solothurner Filmtagen uraufgeführten TV-Film, der eindrücklich nicht nur dem Literaten, sondern auch dem sensiblen Menschen Dürrenmatt gerecht wurde. Für den längeren Kinofilm hat sie den ganz aus Archivmaterial montierten Film um Aussagen von Dürrenmatts lebenden Angehörigen erweitert. Seine Schwester Verena, heute 91, und zwei seiner Kinder – der 66-jährige Peter, der Pfarrer wurde, und die 64-jährige Ruth, Künstlerin und Komponistin, – äussern sich hier erstmals öffentlich und überraschend offen über ihr Verhältnis zum berühmten Bruder und Vater und schaffen so eine Brücke in die Gegenwart. «Friedrich Dürrenmatt kommt uns nahe in diesem einfühlsamen, präzisen Filmporträt. Wir erleben ihn als schuftenden Arbeiter im Steinbruch der Sprache und als expressiven Maler an der Staffelei. (…) Wir schauen einem höchst originellen Denker dabei zu, wie er seine Ideen stets hinterfragt und dabei auf wuchtige Sätze kommt. Die Kinderaugen hinter der dicken Brille schauen uns unverwandt an, und wir ahnen aufs Neue, was Dürrenmatt für ein singulärer Autor war.» Manfred Pabst, NZZ am Sonntag