Amour fou

A/LUX/D 2014, 96 min, DCP, D
Regie: Jessica Hausner
Darst.: Christian Friedel, Birte Schnöink, Stephan Grossmann, Peter Jordan, Marc Bischoff, Sandra Hüller, Katharina Schüttler, Rosa Enskat u.a.

Mit «Amour fou» hat die österreichische Regisseurin Jessica Hausner erstmals einen historischen Stoff verfilmt. Ihren letzten Spielfilm «Lourdes» haben wir 2013 im Kinok gezeigt. «Amour fou» erzählt die Vorgeschichte des Doppelselbstmords von Heinrich von Kleist und Henriette Vogel im November 1811. Kein leidenschaftliches Drama, wie der Titel suggerieren könnte, sondern eher eine Tragikomödie, so beispielsweise wenn Kleist verschiedene Damen der Gesellschaft mit der Frage bedrängt «Würden sie mit mir sterben wollen?», nachdem seine grosse Liebe, Marie von Kleist, dies abgelehnt hatte. Die Sprache der Dialoge orientiert sich an Kleists Briefwechseln, die Schauspieler bewegen sich in einer strengen Choreografie, jede Einstellung «ein tableau vivant» (Jessica Hausner). Für sie habe weniger die Geschichte Kleists im Vordergrund gestanden, als die Idee des gemeinsamen Selbstmordes. Was sie interessiert, ist der Wunsch, angesichts der Sinnlosigkeit, Oberflächlichkeit und Grausamkeit der Welt daraus zu verschwinden – und der egozentrische Gedanke, das nicht allein zu tun. «Amour fou» feierte seine Weltpremiere im Wettbewerb Un certain regard in Cannes 2014 und wurde an vielen internationalen Festivals gezeigt. «Die beiden Seelenverwandten schliessen im Geheimen einen Todespakt, während der deutsche Adel sich über das drohende Ende seiner Privilegien (wie der Steuerfreiheit) und den wachsenden Einfluss revolutionärer Ideen aus Frankreich sorgt. Hausners Inszenierung verdeutlicht durch feste Einstellungen (im ganzen Film findet keine einzige Kamerabewegung statt), die erdrückende Borniertheit und Apathie der deutschen Oberschicht im frühen 19. Jahrhundert, mit ihren starren Prinzipien und ihrer auch durch Kunst und Musik kaum gemilderten Gefühlskälte. Ein geheimnisvoller Film, der im Zuschauer lange nachklingt und durch die aussergewöhnliche Schönheit von Bildern und Sprache ebenso besticht wie durch die erstklassige Leistung der Interpreten.» Olivier Père, arte.tv