Nicht alles schlucken

D 2014, 86 min, DCP, D
Regie: Jana Kalms, Piet Stolz, Sebastian Winkels

Trotz ihrer weiten Verbreitung sind seelische Erkrankungen nach wie vor gesellschaftlich stigmatisiert. Das gilt vor allem für die Psychosen, die mit Wahrnehmungsstörungen und Realitätsverlust einhergehen und an denen ein bis zwei von 100 Menschen erkranken. Diese werden dann meist, ob sie es wollen oder nicht, mit starken Medikamenten behandelt. Neuroleptika und andere Psychopharmaka aber lindern nur die Symptome, sie heilen nicht. Im Dokumentarfilm von Jana Kalms, Piet Stolz und Sebastian Winkels sprechen Patienten, Angehörige, Pfleger und Ärzte über Segen und Fluch der Behandlung mit Medikamenten. Dabei offenbart sich die doppelte Bedeutung des Filmtitels: Vordergründig geht es um die Unzufriedenheit mit Zwangsmedikation und dauerhafter Tabletteneinnahme. Dahinter aber sucht der Film mit seinen Protagonisten auch aktiv nach neuen Perspektiven. Zwei der Filmemacher sind Direktbetroffene – Jana Kalms ist Angehörige eines Psychosepatienten, Piet Stolz Nervenarzt und Psychotherapeut; sie haben für ihren Film eine ungewöhnliche Form gewählt. 20 Menschen sitzen vor der Kamera in einem schmucklosen Raum im Kreis. Einer erzählt, niemand unterbricht oder stellt das Gehörte infrage. So entsteht ein sozialer Raum, in dem die Betroffenen und die Menschen aus ihrem Umfeld die innere Isolation endlich aufbrechen und sich ernst genommen fühlen.

 

Nach der Vorstellung diskutieren Fachleute und Betroffene. Anschliessend sind alle Besucher zum Apéro eingeladen.