Até ver a luz

Im Lissaboner Vorort Reboleira leben vor allem Immigranten von den Kapverden. Die Ansammlung der Hütten und das Gewirr enger Gassen zwischen Ruinenfeldern und Brachland gemahnt eher an Favelas in Brasilien als an eine europäische Metropole. «Até ver a luz» (Nach der Nacht) erinnert mit seiner Story des jungen, rastagelockten Dealers Sombra, der nach einem Knastaufenthalt wieder in sein altes Milieu zurückkehrt, inhaltlich ein Stück weit an brasilianische Favela-Filme. Dort wie hier steht der Kampf rivalisierender Drogenhändler-Gangs im Fokus, doch trotz dieser Referenz ist «Até ver a luz» in seiner Form eines poetisch überhöhten «Nachtfilms» einer der ungewöhnlichsten Spielfilme, den ein Schweizer in den letzten Jahren realisiert hat. Der 1985 in Morges als Sohn portugiesischer Eltern geborene Basil da Cunha ist eines der Wunderkinder der Schweizer Filmszene. Schon mit 26 war er erstmals am Filmfestival Cannes in der Sektion «Quinzaine des Réalisateurs» vertreten – 2011 mit dem Kurzfilm «Nuvem». Bereits im darauf folgenden Jahr war er mit «Os vivos tambem choram», einem halblangen Spielfilm um einen älteren Lissabonner Dockarbeiter, erneut am wichtigsten Filmfestival der Welt präsent. 2013 wurde da Cunha nun mit «Até ver a luz», seinem ersten Langspielfilm, zum dritten Mal an die «Quinzaine» eingeladen – etwas, das bisher noch keinem anderen Schweizer Cineasten gelungen ist. Allen drei Filmen ist gemeinsam, dass da Cunha mit einer minimalen Crew mit Laiendarstellern in Reboleira gedreht hat. «Eher Poet als Ethnologe, dazu ein überzeugter Humanist, ist dieser Regisseur einer, der die Schönheit sucht. Er macht sie in langen, surrealistischen Gesprächen ebenso ausfindig wie in einer winzigen, schmutzigen Wohnung, wo die Farbe von den Wänden blättert. (…) Um Mitternacht beschwört ein Akkordeon die Phantome, und ein Leguan wird zur Sphinx in einem Film, der in majestätischem Rhythmus dahingleitet.» Antoine Duplan, Le temps