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Miele
Regie: Valeria Golino
Darst: Jasmine Trinca, Carlo Cecchi, Libero De Rienzo, Vinicio Marchioni, Iaia Forte, Roberto De Francesco, Barbara Ronchi u.a.
Jeden Monat fliegt die junge Römerin Irene nach Mexiko. Nicht wegen eines anderen Mannes, wie ihr verheirateter Liebhaber vermutet, sondern um sich Einschläferungsmittel zu beschaffen. Denn unter dem Decknamen Miele arbeitet Irene als Sterbehelferin. Sie ist von ihrer Mission überzeugt, erlöst sie doch todkranke Menschen von ihren Leiden. Aber die Tätigkeit in der Illegalität entfremdet Irene zunehmend ihrem sozialen Umfeld – weder ihr Vater noch ihr Liebhaber noch ihre Freunde wissen von ihrer Arbeit. Als Irene eines Tages mit einem Klienten konfrontiert ist, dessen Todeswunsch nicht Folge einer unheilbaren Krankheit ist, sondern bloss Ausdruck einer allgemeinen Resignation, beginnt die junge Frau, ihr Engagement zu hinterfragen. Valeria Golino hat sich in über 60 Filmen bislang vor allem als Schauspielerin einen Namen gemacht, etwa mit Rollen in Barry Levinsons «Rain Man» oder in Julie Taymors «Frida». Für ihre erste Regiearbeit hat sie das Tabuthema Sterbehilfe gewählt – im vorwiegend katholischen Italien ein viel grösseres Tabu als in anderen Staaten Europas – und überzeugt durch eine so beeindruckende wie sensibel erzählte Geschichte. Entstanden ist kein plakativer Thesenfilm, sondern vielmehr das vielschichtig angelegte Porträt einer jungen Frau, die einen ungewöhnlichen Lebensweg gewählt hat. Jasmine Trinca, die in manchen Momenten an die junge Isabella Rossellini erinnert, ist ein echter Gewinn für diesen Film: Mal stark und souverän, dann wieder scheu und verletzlich, haucht sie Irene Leben und Esprit ein. «Golino findet für das schwierige und anstössige Thema in ‹Miele› genau die richtige Mischung aus Nähe und Distanz, wunderbar verkörpert von der kühlen und zugleich herzlich-emotional agierenden Jasmine Trinca. Es ist ein Regiedebüt von grosser inszenatorischer Dichte, in dem die für viele italienische Produktionen typische Verkitschung der Gefühle ausbleibt.» Matthias Greuling, Wiener Zeitung