La belle vie

F 2013, 93 min, F/d
Regie: Jean Denizot
Darst.: Zacharie Chasseriaud, Nicolas Bouchaud, Jules Pélissier, Solène Rigot, Jean-Philippe Écoffey, Maya Sansa, Cédric Vieira u.a.

Die Brüder Sylvain und Pierre leben bei ihrem Vater. Seit dem Sorgerechtsstreit der Eltern verstecken sich die drei vor den Behörden und führen ein Leben im Untergrund. Nun sind die beiden Söhne Teenager und des Nomadentums überdrüssig. Nach einem Streit mit dem Vater verschwindet Pierre, der ältere der beiden. Sylvain verbringt den Sommer alleine mit seinem Vater auf einer Insel an der Loire. Dort trifft er auf Gilda und erlebt den ersten Blickkontakt, die ersten Liebesbekundungen und die ersten Schritte auf dem Weg hin zu einem schönen Leben, seinem eigenen Leben. Mit grosser Sensibilität erzählt Regisseur Jean Denizot ein berührendes Coming-of-Age-Drama in Frankreichs überwältigender Natur, die man so wild und unberührt kaum je in einem französischen Film gesehen hat. Doch das Freiheitsversprechen, das die ersten Filmbilder suggerieren, entpuppt sich schnell als Täuschung. Inspiration für «La belle vie» war der Fall der Brüder Fortin – zweier Minderjähriger, die 1998 nach einem Sorgerechtsstreit von ihrem Vater mit ihrem Einverständnis gekidnappt wurden und die ihn nach seiner Verhaftung leidenschaftlich verteidigten. Denizot legt ein starkes Debüt vor, das eher an einen amerikanischen Independentfilm als an französisches Kino erinnert. Beeindruckend ist auch das Ensemble: Zacharie Chasseriaud als Sylvain ist eine Entdeckung; dem Theaterschauspieler Nicolas Bouchaud gelingt es mit Bravour, den Vater in seiner ganzen Komplexität darzustellen. Man darf auf Denizots weitere Filme gespannt sein. «Man denkt an «Running on Empty» von Sidney Lumet, an die Landschaften von Terence Malick und die Romane Mark Twains angesichts dieser filmischen, mit Country grundierten Initiationsgeschichte im Cinemascope-Format. Mit der Loire, die zum Mississippi wird, und den Pyrenäen, die zu den Rocky Mountains werden, gelingt Jean Denizot ein feinfühliges Porträt eines Teenagers, der zerrissen ist zwischen seinem Drang, sich abzulösen, und seiner Loyalität seinem charismatischen, väterlichen Kerkermeister gegenüber.» Eric Vernier, Premiere.fr