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L’intrepido
Regie: Gianni Amelio
Darst.: Antonio Albanese, Livia Rossi, Gabriele Rendina, Toni Santagata, Sandra Ceccarelli, Giuseppe Antignati, Gianluca Cesale u.a.
Der unverzagte Titelheld aus dem kaltgrauen Mailand unserer Tage heisst Antonio Pane, ist etwa fünfzig Jahre alt, ein Einzelgänger und ein herzensguter Sonderling. Scheinbar ohne Ziel, aber immer voller Optimismus, flaniert er durch die mehrheitlich von Hochhäusern und futuristischen Bauten geprägte lombardische Metropole und packt überall da an, wo seine Hände gerade gebraucht werden. Vom Bauarbeiter zum Tramfahrer, vom Clown in einem Kinderhort zum Rosenverkäufer, vom Pizzakurier zum Schlachthofarbeiter: Es gibt fast nichts, wo der Arbeitslose nicht für ein paar Stunden einspringt – und immer hat er für alle in seiner Umgebung ein nettes Wort übrig. Doch er ist sehr allein, seine Frau hat ihn schon vor Jahren verlassen, und das Verhältnis zu seinem Sohn, einem Musiker, ist schwierig. Als Antonio anlässlich eines Tests für Arbeitslose die junge Lucia kennenlernt, scheint er eine Seelenverwandte gefunden zu haben. Der 1964 geborene Antonio Albanese, bei uns durch seine Hauptrolle in Silvio Soldinis «Giorni e nuvole» (2007) bekannt, verkörpert die märchenhafte Figur dieses Antonio Pane, der etwas von einem vom Himmel herabgestiegenen Engel hat, in genialer Weise. Regisseur Gianni Amelio, der in den 1990ern mit «Il ladro di bambini» und «Lamerica» Furore machte und von dem seit «La stella che non c’è» (2006) kein Film mehr in unseren Kinos zu sehen war, zeigt hier einmal mehr, dass er zu den Grossen des italienischen Kinos gehört. «Wie verfilmt man eine Krise? Zyniker würden sagen: mit harmlosen Komödien. Moralisten würden sagen: mit politischen Dokumentationen. Idealisten würden sagen: mit aufrüttelnden Enthüllungen. Optimisten würden sagen: mit einem rührenden Milieufilm. Gianni Amelio hat mit ‹L’intrepido› alles zugleich gemacht, (…) und eine chaplineske, störrische Krisenkomödie geschaffen (…), die unerschrocken von der aktuellen sozialen Katastrophe in Italien erzählt.» Dirk Schümer, FAZ