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Der Gehülfe
Regie: Thomas Koerfer nach dem Roman von Robert Walser
Darst.: Paul Burian, Verena Buss, Ingold Wildenauer, Wolfram Berger, Hannelore Hoger, Nikola Weisse, Lucie Avenay, Jürgen Cziesla u.a.
Der 24-jährige Joseph Marti wird nach längerer Arbeitslosigkeit als kaufmännischer Angestellter in das technische Büro des Ingenieurs und Erfinders C. Tobler nach Bärenswil vermittelt. Tobler hat sein gesamtes Vermögen in Erfindungen investiert, für die sich niemand interessiert. Neben den Korrespondenzen erstrecken sich Martis Pflichten auch auf häusliche und familiäre Dienste. Dafür bewohnt er das Turmzimmer, wo er seine Freizeit mit Selbstanklagen und geistigen Übungen in Trotz und Rebellion totschlägt und an die scheuen, gefühlsverwirrten Momente mit der jungen Frau Tobler denkt. «Der Gehülfe» ist eine genaue, einfühlsame Verfilmung des autobiografischen Romans von Robert Walser, der 1908 in Berlin erschienen war. In kunstvoll komponierten, statischen Bildern schildert der Schweizer Filmemacher Thomas Koerfer die geistige Bewusstseinslage, die soziale Not und demütigende Abhängigkeit der kleinen Leute zu Beginn des 20. Jahrhunderts. «Thomas Koerfer und Drehbuchautor Dieter Feldhausen hielten sich bei ihrer Romanverfilmung eng an die Vorlage Walsers, sorgsam interpretierend freilich und vorsichtig deutend. Koerfer entdeckte rund um den Zürichsee wunderschöne Jugendstilhäuser als Drehorte, deren Interieurs er liebevoll mit Flohmarkt- und Brockenhausrequisiten ausstaffieren liess. Ihm gelang so ein Porträt einer Zeit, der Epoche des Jugendstils. Durch die sorgfältig ausgewählten Dekors hindurch aber schimmert durchaus auch heutige Gegenwart. Die sozialkritische Komponente wurde von Koerfer in seinem anspruchsvollen Film sehr stilisiert und in strenger Form angegangen. Der bekannte Kameramann Renato Berta lieferte dazu überaus geschmackvoll schöne Bilder.» Peter Kaufmann, Oltner Tagblatt