Still Life

GB/I 2013, 98 min, E/d-f
Regie: Uberto Pasolini
Darst.: Eddie Marsan, Joanne Froggatt, Karen Drury, Andrew Buchan, Neil D’Souza, David Shaw Parker, Michael Elkin, Claran McIntyre u.a.

Der Job von John May ist ziemlich speziell: Er arbeitet in einem Londoner Aussenquartier für ein privates Unternehmen, das im Auftrag des Bestattungsamtes Nachforschungen nach Angehörigen von vereinsamt Verstorbenen tätigt. Der Erfolg von John Mays Bemühungen ist relativ; trotz seiner gewissenhaften Arbeit kommt es oft vor, dass er der einzige ist, der schliesslich der Beerdigung seiner «Klienten» beiwohnt – derweil sein eigenes Privatleben sich kaum von dem unterscheidet, das diese wohl geführt haben. Als er eines Tages entlassen wird, weil das Unternehmen Restrukturierungsmassnahmen einleitet und seine Stelle wegspart, bricht für ihn die Welt ganz zusammen, doch er lässt sich nichts anmerken, führt auch bei seinem letzten ihm verbliebenen «Fall» die Untersuchungen und Nachforschungen mit akribischer Sorgfalt durch und findet seit Längerem endlich wieder einmal Angehörige eines Verstorbenen. Mit der knochentrockenen Lakonie eines Aki Kaurismäki und dem typisch schwarzen Humor der Briten verkörpert Eddie Marsan (der Fahrlehrer aus Mike Leighs «Happy-Go-Lucky») genial den «special man» John May, eine Figur, die wie ein aus der Zeit gefallener Buster Keaton oder eine todtraurige britische Version von Jacques Tatis Monsieur Hulot agiert. Der 1957 in Rom geborene Uberto Pasolini lebt schon seit Langem in Grossbritannien und ist nicht mit Pier Paolo Pasolini, sondern mit einem anderen grossen italienischen Cineasten verwandt: Er ist der Neffe von Luchino Visconti. Uberto Pasolini sammelte erste Filmerfahrungen 1983 auf dem Set von Roland Joffés «The Killing Fields», später arbeitete er vor allem als Produzent und machte sich in dieser Funktion mit Peter Cattaneos «The Full Monty» einen Namen. Sein erster Film als Regisseur war 2008 die Culture-Clash-Komödie «Machan», die letztes Jahr am Filmfestival Fribourg lief. «Still Life», einer der Publikumslieblinge am letztjährigen Zurich Film Festival, ist sein zweiter Film.