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Melaza
Regie: Carlos Lechuga
Darst.: Yuliet Cruz, Armando Miguel Gómes, Luis Antonio Gotti, Ana Gloria Buduén, Carolina Márquez, Yaité Ruiz, Augusto Posso u.a.
Der Sportlehrer Aldo und die Buchhalterin Mónica sind ein junges Paar, das zusammen mit der körperbehinderten Grossmutter und Mónicas zwölfjähriger Tochter aus einer früheren Beziehung in Melaza irgendwo in der kubanischen Provinz lebt. Umgeben wird das Dorf von Zuckerrohrfeldern, überragt wird es von der riesigen Fabrik zur Zuckerverarbeitung, einem verlotterten und rostigen Monstrum, das kürzlich geschlossen wurde und so die meisten Dorfbewohner in die Arbeitslosigkeit stürzte. Als einzige Angestellte der Fabrik verbleibt Mónica, die täglich ihre Stunden in der leeren Halle absitzt. Ihr Job besteht aus gelegentlichen Telefongesprächen mit ihren Vorgesetzten im fernen Havanna und dem Bewachen der morschen Anlage. Gelegentlich empfängt sie Aldo fürs Liebesspiel auf einer fleckigen Schaumstoffmatratze – denn zu Hause im winzigen Häuschen gibt es keine Privatsphäre. Hervorgegangen aus dem vielfach prämierten Kurzfilm «Los bañistas» (Die Badenden) von 2010, ist der erste lange Spielfilm von Carlos Lechuga (*1983) ein beeindruckendes Beispiel für ein junges kubanisches Kino fern von Stereotypen und seit fast einem Jahrzehnt der erste Film eines kubanischen Cineasten, der es in der Schweiz in den regulären Kinoverleih schafft. «Der überraschende Humor des Filmes spricht Bände über menschliche Belastbarkeit und die Freude, überhaupt am Leben zu sein, egal, wie gross die Schwierigkeiten auch sein mögen. ‹Melaza› endet mit einer Propagandaveranstaltung, die etwa 20 Menschen, die nichts Besseres zu tun haben, anzieht. Musiker spielen, die Animatoren der Veranstaltung tanzen und hüpfen, Aldo, Mónica und die Tochter schauen vorbei. Die Sonne und die Brise segnen die Zuckerrohrfelder, und – wie in der Eröffnungssequenz – wieder fällt ein Zeitungsbündel vom Himmel. Und so langsam wie die Bewegung kochender Melasse, die dem Film den Titel gab, geht auch das bittersüsse Leben des Dorfes weiter.» Marilyn Ferdinand, Chicago Filmfestival