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Le dernier des injustes
Regie: Claude Lanzmann
Im Zuge seiner Arbeit an seinem epochalen Werk «Shoah» in den 1970er-Jahren führte Claude Lanzmann ein langes und beeindruckendes Gespräch mit dem Wiener Rabbiner Benjamin Murmelstein (1905–1989). Im Zentrum stand Murmelsteins ambivalente Rolle als hochrangiger jüdischer Funktionär der von Eichmann kontrollierten Israelitischen Kultusgemeinde Wien in der NS-Zeit und als «Judenältester» des Ghettos Theresienstadt. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland 1938 kämpfte der Rabbiner Murmelstein sieben Jahre lang an der Seite Eichmanns gegen die Räumung des Ghettos. Gleichzeitig verhalf er 121’000 Juden erfolgreich zur Emigration. 2012, im Alter von 87 Jahren, holt Claude Lanzmann die Gespräche mit Murmelstein wieder aus dem Archiv. Er kehrt nach Theresienstadt zurück, das «Vorzeigeghetto» der Nazis. Ein Lügenghetto, von Adolf Eichmann auserwählt, um die Welt zu täuschen. «Le dernier des injustes» offenbart die aussergewöhnliche Persönlichkeit Benjamin Murmelsteins. Ausgestattet mit einer faszinierenden Intelligenz, grossem Mut und Erinnerungsvermögen ist er ein grossartiger Geschichtenerzähler: ironisch, sarkastisch und aufrichtig. Über die drei Epochen hinweg, von Nisko nach Theresienstadt und von Wien nach Rom, beleuchtet der Film wie nie zuvor die Entstehung der Endlösung, enthüllt das wahre Gesicht Eichmanns und entschleiert unverblümt die schwerwiegenden Widersprüche des Judenrats. Ein aussergewöhnliches Dokument.
Wir zeigen «Le dernier des injustes» in Zusammenarbeit mit dem Oratorienchor St.Gallen, der im Rahmen seines diesjährigen Palmsonntagskonzertes am 12. und 13. April als Schweizer Erstaufführung ein Werk des tschechischen Komponisten Hans Krása singt, der nach Theresienstadt deportiert und vor 70 Jahren in Auschwitz ermordet wurde. Weitere Informationen www.oratorienchorsg.ch.