Das Schloss (1997)

AT/DE/FR 1997, 123 Min., 35 mm, D, ab 16 Jahren
Regie: Michael Haneke
Darst.: Ulrich Mühe, Susanne Lothar, Frank Giering, Felix Eitner, Nikolaus Paryla, André Eisermann, Dörte Lyssewski, Inga Busch, Norbert Schwientek, Wolfram Berger u.a.

Der Landvermesser K. kommt an einem kalten Winterabend ins Wirtshaus eines abgelegenen Dorfes, das von einem düsteren Schloss überragt wird. Nach einigem Hin und Her lässt ihn der Kneipenwirt auf der Ofenbank in der Gaststube übernachten. Am nächsten Morgen kommt ein Angestellter des Schlosses und befiehlt K., das Dorf zu verlassen, denn er halte sich ohne Erlaubnis hier auf. Vergeblich versucht K., dem Mann klarzumachen, dass das Schloss ihn hierher beordert habe. Als er in einer anderen Dorfkneipe die Serviceangestellte Frieda kennenlernt und sich in sie verliebt, hofft er, doch noch ins Schloss vorgelassen zu werden … In seiner Verfilmung von Kafkas Romanfragment Das Schloss versetzt Michael Haneke die Handlung in die 1950er-Jahre und bringt die beklemmend-schwebende Stimmung des Textes atmosphärisch auf die Leinwand. Erstmals arbeitet er mit Ulrich Mühe und Susanne Lothar zusammen, die er auch in «Funny Games» besetzen wird. Im Katalog der Diagonale heisst es: «Haneke trifft das im wörtlichen Sinne Unfassbare des Textes, sein ‹Schloss› führt wie das Original mit absoluter Präzision in die Unsicherheit.» Auf kino.de schreibt Andreas Engelhardt: «Es war nur eine Frage der Zeit, bis Michael Haneke auf Franz Kafka stiess, der düstere Filmer auf den noch düstereren Sprachkünstler. Mit eisigen, nachtschweren Bildern verwandelt Haneke Kafkas letzten Roman in eine kalte Utopie der Vergeblichkeit. Das abrupte Ende des labyrinthischen Romans, über das Generationen von Interpreten gerätselt haben, erlaubt Haneke, seine fragmentarische Erzählweise beizubehalten. Kafkas immer neu ansetzendes Kreisen schildert er als einzelne Episoden, getrennt durch schwarze Zwischenblenden. Das ständige Warten und der irritierende Zeitstillstand verdichten sich so zu einer ewigen Frostnacht. In der bis an die Grenze des physischen Zusammenbruchs der Schauspieler getriebenen ‹Vereisung› ihrer Gesichter im Schneesturm findet Haneke klirrende Bilder der Isolation und Kommunikationslosigkeit. Neben frappierender Werktreue trägt auch die erlesene Auswahl der Darsteller zur brillanten Geschlossenheit dieser Adaption bei, in der ein herausragender Ulrich Mühe der Figur des K. überraschend viele Kanten abgewinnt.»