
The Poetess
Regie: Stefanie Brockhaus, Andreas Wolff
Mitw.: Hissa Hilal u.a.
Hissa Hilal ist die erste Frau im Finale des grössten Gedichtwettbewerbs des arabischen Raums. In der Multi-Millionen-Dollar-TV-Show «Million’s Poet» kritisiert sie mit ihren Gedichten die patriarchale arabische Welt und attackiert vor 75 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern einen der berüchtigten Saudi-Geistlichen für seine extremistischen Fatwas. Dabei ist Hilal von Kopf bis Fuss verschleiert, darf nicht Auto fahren, hat keinen Pass und braucht für jede Aktivität die Erlaubnis ihres Mannes. Kurz nach der Sendung erhält sie Morddrohungen. Die deutschen Filmemacher Stefanie Brockhaus und Andreas Wolff werden durch die New York Times auf die Dichterin aufmerksam und reisen wenige Tage danach nach Abu Dhabi, um Hissa Hilal beim Finale des Wettbewerbs zu begleiten und mehr über diese mutige Frau zu erfahren, die mit ihren Gedichten ihr Leben riskiert. «The Poetess» hatte am diesjährigen Filmfestival Locarno seine Weltpremiere in Anwesenheit von Hissa Hilal, die vom Publikum mit einer Standing Ovation gefeiert wurde. Wegen des grossen Interesses mussten zusätzliche Vorstellungen angesetzt werden. «Solch ein Porträtfilm steht und fällt mit der Protagonistin. In Hissa Hilal haben die Filmemacher einen wahren Star gefunden. Hilals Augen, oft in extremen Close-ups gezeigt, drücken Leid, Wut, aber auch Witz und Lebenslust aus; der Rest ihres Gesichtes bleibt während des ganzen Films bedeckt. Doch Hilal ist nicht nur charismatisch, sie ist auch intelligent und wortgewandt. ‹Frauen›, sagt sie, ‹sind die Seele der Gesellschaft.› Und wenn man Frauen isoliere wie in Saudi-Arabien, zersetze das die Gesellschaft. Sie erinnert an die ursprüngliche Daseinsberechtigung der Burka: Sie diente einst den Beduininnen als Schutz vor Sonne und Übergriffen in der menschen- und schutzarmen Wüste. Heute aber, in der modernen Stadt, bewirkt die Zwangsbedeckung die Unterdrückung der Frau.» Flavia Giorgetta, Semaine de la critique