Meine keine Familie

Regie: Paul-Julien Robert, A 2012, 93 min, D
Totalitäre Ideologen von rechts wie von links haben immer wieder mit dem Begriff «Neuer Mensch» operiert. Auch der Wiener Aktionskünstler Otto Mühl fühlte sich berufen, mit seiner von ihm begründeten «aktionsanalytischen Organisation» (AO), einer bizarren Psychosekte, dieses grossartige Geschöpf zu schaffen, das der bestehenden Gesellschaft überlegen sein sollte. Mühl propagierte «freie» Sexualität, das Verbot von Zweierbeziehungen und die Abschaffung jeglichen Privatbesitzes. Regisseur Paul-Julien Robert, 1979 im Friedrichshof geboren, macht sich in «Meine keine Familie» zusammen mit seiner heute über 60-jährigen Mutter, die auch heute noch glaubt, damals ziemlich viel richtig gemacht zu haben, auf Spurensuche. Ausgehend von spannendem, erstmals öffentlich gezeigtem Archivmaterial aus dem Bestand der Friedrichshof-Kommune, die 1991 auseinanderbrach, als Mühl wegen Kindsmissbrauch verhaftet und zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt wurde, konfrontiert der Regisseur sich selbst und seine Mutter mit der Frage: Was ist Familie?