
Ausflug ins Gebirg // Grimsel – Ein Augenschein
Regie: Peter Liechti, CH 1986, 33 min, D.Regie: Peter Liechti, CH 1990, 48 min, Dialekt.
AUSFLUG INS GEBIRGWährend seiner Ferien macht einer einen Ausflug ins unbekannte Nachbarland. In der alpinen Enge findet er ein ideales Echo auf seinen mitgebrachten Koller: Bergkoller, Zivilisationskoller, Mentalitätskoller … zeitweise wird ihm dieses ungehemmte Kollern gar zum Vergnügen. Er braucht diese Ausflüge ins Gebirg. Er braucht seinen Ärger, um seinem Unbehagen auf die Spur zu kommen. «Dieser ‹Ostschweizer Achternbusch› frönt hier schamlos narzisstisch seiner Obsession für die Berge, denen er offensichtlich nicht entfliehen kann, will, ist er nun mal unter ihnen zu Hause. Sein provokativer Ausspruch ‹Berge machen blöd›, sein Ausflug ins Gebirge sind formuliertes und visualisiertes Unbehagen an seiner Umgebung, erinnern an den unverdauten 1980-Spruch ‹Weg mit den Alpen, freie Sicht aufs Mittelmeer›.» Beatrice Leuthold, Tages Anzeiger, 1986
GRIMSEL – EIN AUGENSCHEIN
Peter Liechti befragt Menschen und Landschaften zum gigantischen Stauseeprojekt Grimsel-West, das in den achtziger Jahren im Haslital geplant war. «Grimsel – ein Augenschein» ist ein Film über die Nutzung letzter unberührter Landschaften durch den Menschen, der dem intuitiven Unbehagen gegenüber solchen Plänen auf die Spur zu kommen versucht und gleichzeitig Liechtis gebrochenem Verhältnis zur Bergwelt Ausdruck gibt. «Liechti besitzt wie nur wenige Schweizer Filmkünstler das Auge für bedeutungsvolle, mehrschichtige Bilder, für die künstlerische Reduktion, von der die Faszination des Gestalteten ausgeht, und sei das Objekt auch eine ‹katzgraue› Betonwüste. (…) Propaganda hasse er, gesteht Liechti und bezeichnet seinen Film als ein Stück ‹Anti-Propaganda›. Vielleicht liegt darin das Geheimnis, dass dieser Augenschein mehr als bloss ein politischer Dokumentarfilm über das Grimselprojekt geworden ist, nämlich ein kleines Kunstwerk.» Zoom 1990