Premierenfilm

Paul Nizon: Der Nagel im Kopf

CH 2020, 90 min, DCP, D, ab 12 Jahren
Regie: Christoph Kühn
Mitw.: Paul Nizon, Hervé Hague, Jean-Yves Dorges, Edmond Roger Kom, Walter Hürlimann, Pius Betschard, Fabian Ott, Werner Ribi, Jérôme Pacouret, Mamedy Doucaral u.a.

Paul Nizon, 1929 in Bern geboren und seit 1977 in Paris in einer engen Hinterhofwohnung lebend, ist eine Legende der deutschsprachigen, ja der Weltliteratur. Regisseur Christoph Kühn besucht den Autor in Paris und zeigt ihm zu Beginn des Films ein Interview des Schweizer Fernsehens von 1967, was diesen höchst amüsiert. Es ist der Auftakt zu einer vielschichtigen, bald schmerzlichen, bald vergnüglichen Rückschau des grossen Literaten auf sein Leben. Kühn begleitet Nizon auf Spaziergängen in seinem Quartier und auf Fahrten mit der Métro; Thomas Sarbacher liest dazu aus dessen Werken «Canto», «Das Jahr der Liebe» und «Im Bauch des Wals». Auf faszinierende Weise öffnen sich dadurch Räume im sprachlichen und gedanklichen Universum eines Mannes, dessen Charisma man sich nicht entziehen kann. Ähnlich wie in seinen früheren Dokumentarfilmen «Nicolas Bouvier, 22 Hospital Street» (2005), «Bruno Manser – Laki Penan» (2007) und «Glauser» (2011), schafft Christoph Kühn auch hier in seinem Flirt mit der Fiktion einen bezaubernden Film-Hybrid, der viel mehr ist als ein Schriftstellerporträt. Der Regisseur sagt über den Film: «Ich war schon immer fasziniert von Menschen mit Abgründen in sich, die sie zu extremen und mutigen Entscheidungen bewogen haben. An Paul Nizon und seinem literarischen Werk hat mich beeindruckt, dass er sich jenseits der Trends befand. Die deutschsprachige Nachkriegsliteratur setzte sich mit sozialen Problemen, mit Klassenkonflikten auseinander. Nicht so Nizon. Sein Schaffen kreiste stets um sein Innen- und Privatleben, was damals verpönt war. Ohne Geschichten zu konstruieren, hat er seine Seelenzustände, seine inneren Gefühle erforscht. (…) Was kann der heute 90-jährige Paul Nizon jungen Leuten für einen Rat geben? Etwas zu wagen. Keine Angst zu haben, den eigenen Wünschen und Träumen nachzugehen. Und keine Angst vor den eigenen Gefühlen zu haben.»

 

Die Vorstellung vom 16. September findet in Anwesenheit des Regisseurs Christoph Kühn statt. Das Gespräch führt die Filmwissenschaftlerin Flavia Giorgetta.

 

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