Premierenfilm

Corpus Christi

PL 2019, 116 min, DCP, O/d-f, ab 16 Jahren
Regie: Jan Komasa
Darst.: Bartosz Bielenia, Aleksandra Konieczna, Eliza Rycembel, Tomasz Zietek, Barbara Kurzaj, Leszek Lichota, Zdzislaw Wardejn, Łukasz Simlat, Lidia Bogacz u.a.

Der junge Daniel sitzt wegen eines Mordes im Warschauer Jugendgefängnis. Er hat während seiner Haft Interesse an der katholischen Kirche entwickelt und möchte nach seiner kurz bevorstehenden Entlassung gerne die Ausbildung zum Priester beginnen. Doch dies wird ihm wegen seiner Vergangenheit verwehrt. Als Daniel auf Bewährung entlassen wird, schickt man ihn in die entlegenste polnische Provinz, wo er im Rahmen eines Resozialisierungsprogramms in einem Sägewerk arbeiten soll. Daniel denkt nicht daran, sich dieser Zwangsmassnahme zu beugen. Als er die Kirche des nahegelegenen Dorfes besucht, gibt er sich in einem Anfall von Übermut als Priester aus. Zu seinem Erstaunen stellt dies niemand in Frage. Er wird seinem «Kollegen» vorgestellt, der für einige Tage zur Spitalbehandlung in die Stadt muss und für diese Zeit einen Stellvertreter sucht. Daniel nimmt das Angebot zögernd an und wird tatsächlich Priester dieses Dorfes. Bald schon stösst er auf ein düsteres Geheimnis. Seine unorthodoxe, lockere Art macht ihn vor allem bei den jüngeren Dorfbewohnern ausgesprochen beliebt. Als er jedoch beginnt, tiefer in der Wunde des Dorfes zu bohren, nimmt alles einen dramatischen Lauf. Basierend auf einem wahren Fall, der vor einigen Jahren in Polen Schlagzeilen machte, als sich ein 19-jähriger Hochstapler während dreier Monate erfolgreich als Priester betätigte, haben Regisseur Jan Komasa und Drehbuchautor Mateusz Pacewicz ein fulminantes Drama geschaffen, das weder wütender Protest gegen die Kirche noch süsslicher Glaubenskitsch ist, sondern ein raffinierter Film über existenzielle Fragen von Macht, Moral und Vergebung. Das polnische Kino hat in den letzten Jahren mehrmals seine Stärke bewiesen; man denke nur an die Filme von Pawel Pawlikowski («Cold War», «Ida»). So verwundert es nicht, dass «Corpus Christi», der 2019 im Wettbewerb des Filmfestivals Venedig seine Weltpremiere feierte, dieses Jahr unter den fünf Nominierten für den Ausland-Oscar war. Leslie Felperin schreibt in The Guardian: «Bewegend, aber auch beunruhigend und sogar zeitweise lustig, ist dieses Drama eine spirituelle Parabel, die einzigartig polnisch, aber doch durch und durch universell ist.»

 

Nach der Vorstellung vom 18. Oktober findet eine Podiumsdiskussion mit Stephan Sigg, Autor und Filmkenner, und Christian Leutenegger, Gefängnisseelsorger, statt. Moderation: Ann-Katrin Gässlein,  Ressort Kultur und Bildung, Katholische Kirche St.Gallen.

 

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